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Moderationen

Was ist ein guter Moderator in einer Diskussionsrunde? Ein guter Moderator bittet freundlich, die Diskussions-Arena zu betreten. Er ermittelt Sachstand und Positionen. Sammelt die Beiträge von Podium und Publikum. Nimmt souverän Dampf raus. Gibt Esprit rein. Bittet um Sachlichkeit. Klärt Emotionen ab. Verknüpft und verschaltet lebendig. Liefert Zwischenergebnisse. Führt das Gespräch. Ist neutral bis zum Schluss. Erst dann wartet er mit seiner eigenen Meinung auf. Gegebenenfalls. Sind Sie auf der Suche nach einem guten Moderator? Ich bin gerne für Sie da!
Was ist ein guter Moderator z.B. in einem Konzert? Er führt ein, lädt die Gäste ein, begeht mit ihnen die geschwungene Brücke aus dem Alltag in den Kunstgenuss, nimmt sie an der Hand, entwickelt peu à peu einen roten Faden durch alle Irrungen und Wirrungen, dem alle gesungenen oder gespielten Titel folgen, und er führt schließlich zum Höhepunkt des Abends. Geistreich, unterhaltsam, humorvoll und kenntnisreich legt er seine Moderation an, dass es eine Freude ist, ihm zu folgen... Nun denn!

Resonanzen

Bericht vom 3. Friedenskirchengespräch


am 14.06.2019 mit dem Thema: „Gemeinsames Abendmahl? – Transsubstantiation oder Wandlung im Verständnis der Konfessionen“ (von Frieder Döring)

Dr. Hubert Grunow hielt das Einführungsreferat zum Thema. Er holte dabei biblisch weit aus und berichtete historisch über die Entwicklung der Organisationsstruktur der Katholischen Kirche, stellte dann die unterschiedlichen theologischen Auffassungen bei den einzelnen Konfessionen deutlich vor und bedauerte, dass über die oft heftige Diskussion der Unterschiede das Wesentliche, die Einladung Christi zum gemeinsamen Mahl und die darin zum Ausdruck gebrachte Liebe zu uns Menschen, in Vergessenheit gerate. Mit dem Papstwort einer „Versöhnten Verschiedenheit“, indem er Martin Luther aufgreife, und mit Franziskus‘ stetigem Handeln in diese Richtung, zeigte er auf,  dass sich in der Katholischen Kirche eine Entwicklung abzeichnete und brachte dafür als Beispiel das Tauflied „Fest soll mein Taufbund immer stehen“, dessen neue Version nicht mehr die Kirche, sondern den Herrn selber als letzten Horizont zeige. Das sangen mit ihm alle gemeinsam.

Nach dieser schönen Einlage forderte Hubert Grunow jetzt als Moderator die Podiumsdiskutanten auf, eine Stellungnahme abzugeben, wobei Anja Karthäuser die unterschiedlichen Auffassungen der Katholischen Lehre und der verschiedenen Protestantischen Konfessionen noch mal herausstellte und beschrieb, dass die Vielfalt in den protestantische Richtungen heute kein Hindernis mehr sei für gemeinsame Gottesdienste und gemeinsames Abendmahl. Dr. Oliver Cremer machte deutlich, das nicht so sehr die Transsubstantiatons- Vorstellung  das Problem für die Katholische Kirche sei sondern der Unterschied in der Amtsvorstellung des Priesters oder Pfarrers. Die Katholische Kirche berufe sich auf die apostolische Sukzession der Priester, während die evangelischen Pfarrer als Amtsträger ihres kirchlichen Auftrages ordiniert würden, was sie für die Katholische Kirche nicht berechtige, das Sakrament auszuteilen. Stephan Müller-Döring berichtete über seine Tätigkeit als Restaurator und Historiker in einer evangelischen Gemeinde im Raume Frankfurt, und dass man dort 1817 bei der Hanauer Union zwischen Lutherischen und Reformierten bewusst die theologischen Streitthemen außen vor gelassen und man zum Beispiel den Lutherischen und den Heidelberger Katechismus in ein Buch zusammengebunden habe, weshalb diese Union auch als Buchbinder-Union bezeichnet wurde, und dass man seitdem gut miteinander auskomme. Ähnliches erzähle Frieder Döring von unserer Region, die nach der Reformation ein Flickenteppich von Lutherischen, Calvinischen und Katholischen Gemeinden war, und in der der Preußenkönig Friedrich III nach der Übernahme des Herzogtums Berg seit dem Wiener Kongress 1815 für Ordnung sorgte. Er gab den protestantischen Pfarrern eine Frist sich zu einigen, und als das bis 1834 nicht geschah, befahl er die Union von oben, machte sich zu deren Oberhaupt und wollte von den theologischen Unterschieden nichts mehr hören. Und dabei blieb es bis heute. Schließlich berichtete Wolfgang Bredenbrock ausführlich von seinem geistlich-emotionalen Verhältnis zur Eucharistie und zum Mysterium der Wandlung aus dem Erleben als praktizierendem Katholiken. Er betonte, dass er diese Sinnlichkeit und die Weihe in diesen Ritualen nicht missen möchte.
„Ist denn Christus zerteilt?“ Der Moderator bat jetzt das konfessionell  gemischte Publikum um seine Meinung, und es entspann sich eine sehr lebendige und lange Diskussion, in der viele Blessuren aufgezeigt wurden, die die konfessionsgetrennte Situation bereitet(e), aber vor allem die Sehnsucht der Christen nach Einheit der christlichen Konfessionen und nach einem Gemeinsamen Abendmahl zum Ausdruck kam. Diese Sehnsucht und die Hoffnung auf ihre Erfüllung unterstrich Hubert Grunow dann noch in einem Schlusswort und mit einem fragenden und zugleich Mut machenden Lied, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen: Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
Nach den Dankes- und Abschiedsworten von Frieder Döring schlossen sich, wie jedes Mal, noch lange Gespräche in Grüppchen an, die zeigten, wie stark das Thema alle beschäftigte.

 

Konzert, Rede und Moderation zum Thema Pfingsten

Ein Abend für die Referenten des Bildungsforums Leverkusen

 

„Alles, was einen Wert hat, ist das Ergebnis eines Zusammentreffens.“ (Simone Weil)

Lieber Herr Dr. Grunow, an unser Gespräch von Montagmorgen denke ich noch gerne zurück. Vor einem Jahr lädt mich Herr Elmar Funken vom Katholischen Bildungswerk in Bergisch Gladbach zum Jahrestreffen in Leverkusen ein. Dort erlebe ich Sie und Ihre außerordentliche Gesangs- und Moderationskunst. Ihr Gesang und Ihre Ausführungen lassen mich an die Dichterin Rose Ausländer denken …   Mit dem Thema, dem Programm, Ihrem Gesang und Ihrer Moderation gaben Sie mir den Impuls, das Thema Pfingsten, das vergessene Fest, in meine Themensammlung und in die Edition 2015 aufzunehmen. Das ist doch sehr viel, und dafür danke ich Ihnen sehr.

Was vermögen Stimmen doch nicht alles auszurichten!

Zwei Jahre später wurde mir eine CD geschenkt. Der Klang der darauf zu hörenden Stimme kam mir sogleich vertraut vor. Immer wieder ging mir ein Gedanke durch den Sinn: „Woher kenne ich die Stimme? Wer verbirgt sich dahinter?“ Dann kreiste ich die in der Erinnerung gesuchte Stimme und die dazugehörigen Menschen soweit ein, bis es mir dämmerte, und ich Sie fragte: „Herr Dr. Grunow, haben Sie im letzten Jahr auf dem Jahrestreffen der Referenten zum Thema Pfingsten gesungen und moderiert?“ Und siehe da: Sie waren es! 

Herr Funken (Bildungsforum) erhält dies Schreiben in Kopie, damit er sieht, was Einladungen, ein gehaltvolles Programm und die Wahl des „richtigen“ Sänger und Moderators alles bewirken können. Ihnen wünsche ich eine gute Zeit, bleiben Sie heiter und stets der Freude zugewandt. Pax et bonum, Ihr R. Kettner

„Marienverehrung und Jungfrauengeburt im Protestantismus“



Bericht über das zweite Friedenskirchengespräch am 8.6.2018 in der Ev. Friedenskirche in Schladern (Frieder Döring)

Bei der Begrüßung wies der Vorsitzende des Ev. Kirchbauvereins, Frieder Döring, daraufhin, dass der Anlass zu diesem Thema durch eine moderne Marienskulptur mit Jesuskind gegeben war, die der ehemalige Sponsor der Friedenskirche im vorigen Jahr als Abschlussgabe dem Kirchbauverein überlassen hatte. Dazu war in der Vorwoche noch eine passende Josefskulptur von Heribert Martin hinzugekommen. Leider mussten sowohl Pfarrer Dietmar Maurer als auch der Pfarrer i.R. und Historiker Klaus Schmidt aus Krankheitsgründen absagen. Die übrigen Teilnehmer der Podiumsdiskussion, Moderator, Theologe und Tenor Dr. Hubert Grunow, Pfarrerin Anja Karthäuser, Dozent und Schriftsteller Bert Brune, den Referenten Pfarrer Dr. Oliver Cremer sowie sich selbst, stellte der Begrüßende dem Publikum vor und bat den Referenten um seinen Vortrag.
In klaren und allen gut verständlichen Worten ging dieser zunächst den biblischen Wurzeln der Vorstellung von der Jungfrauengeburt nach und stellte als Fazit fest, dass es dafür zwar keine Textbeweise gäbe, aber auch keine sicheren Gegenbeweise, eher Andeutungen, die dafür und dagegen sprächen in den Evangelien und dass es sich damit um ein Paradigma für die Wundertätigkeit Gottes und des heiligen Geistes handele. Zur Marienverehrung beschrieb er die durchaus positive Haltung Luthers zur Verehrung Marias als Mutter Jesu und ihrer Glaubenskraft, lehnte aber wie dieser ihre Funktion als Fürbitterin und ihre Bezeichnung als Gottesmutter ab und wendete sich besonders gegen die Mariendogmen der Katholischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die von evangelischer Seite nicht geteilt werden könnten.
Nach diesem theologischen Hintergrund leitete Hubert Grunow seine Moderation mit einem ganz anderen Aspekt der Marienverehrung ein, nämlich mit Hinweisen auf die symbolische Verneigung vor der nach Rosen duftenden holden Frau, der er ein musikalisches Ständchen brachte und als Skulptur dann auch eine Rose verehrte. Bei der späteren Umfrage im Publikum konnten aber mehrere Frauen, sowohl protestantische als auch katholische, mit diesem Aspekt weniger anfangen, als mit der Verehrung des Muttersymbols Maria, der Gottesmutter, bis hin zur Bezeichnung als Muttergöttin.
Dann bat der Moderator die übrigen Podiumsteilnehmer um Stellungnahme, wobei Anja Karthäuser  als Theologin dem Referenten widersprach bei seiner Ablehnung der Bezeichnung Gottesmutter, die für sie kein Problem sei, da Jesus auch nach evangelischem Glauben wahrer Mensch und wahrer Gott sei. Frieder Döring las einen historisch-kritischen Text von Klaus Schmidt zur Jungfrauengeburt vor, in dem die frühen Stellen von Paulus (55 n. Chr.) und Markus (70 n. Chr.) als Beweis dafür aufgeführt wurden, dass man Jesus nur als normal gezeugtes uneheliches Kind der Maria sehen könne. Er zitierte dazu noch Aussagen von mehreren Theologinnen wie Margot Käßmann und Dorothee Sölle im gleichen Sinne. Frieder Döring selbst schloss sich dieser Anschauung an und betonte, dass er die Klärung der genauen Details in solchen Glaubensfragen, wie auch bei der Wandlung (Transsubstantiation) beim Abendmahl, für unwichtig halte. Die solle man dem einzelnen Gläubigen im Dialog mit Gott überlassen. Dass das gehe, zeige ja auch die politisch vom Preußenkönig befohlene Unionskirche, in der die unterschiedlichen Auffassungen zwischen der calvinischen und der lutherischen Konfession nicht abschließend aufgelöst wurden. Das könne auch als Modell zur Ökumene mit der Katholischen Kirche dienen. Anschließend berichtete Bert Brune von seiner jesuitischen Schulzeit und den Erfahrungen mit Kirchen und Gläubigen, die er bei seinen Stadtwanderungen in Köln mache.
Der Moderator sprach noch die Kritik des Referenten an den Mariendogmen an und versuchte, die Unterschiede der Auffassungen als wenig bedeutend und sicher nicht der Ökumene im Wege stehend hinzustellen. Dem widersprachen Oliver Cremer und Anja Karthäuser lebhaft und es entwickelte sich ein längeres Streitgespräch zwischen den drei Theologen, das Bert Brune mit dem Einwurf unterbrach, dass nach seiner Beobachtung höchstens 5% der Menschen, die er in Kölns Kirchen träfe, sich für solche theologischen Feinheiten interessiere. Frieder Döring bat den Moderator daraufhin, doch mit einem Marienlied die sinnliche Seite der Verehrung noch mal zu demonstrieren. Die Debatte flackerte zwar wieder für eine Weile auf, aber dann sang Hubert Grunow das Lied „Segne du, Maria, segne mich dein Kind, dass ich hier den Frieden, dort den Himmel find.“ Und Frieder Döring dankte allen und verabschiedete die Zuhörer und Diskussionsteilnehmer ins Wochenende mit einem jiddischen Sprichwort: „A Mensch tracht un Gott lacht“.
Wie schon beim ersten Friedenskirchengespräch blieben viele Teilnehmer noch länger in Zweiergespräche verwickelt mit der „Heiligen Familie“ im Hintergrund, die auch wie im Gespräch verbunden wirkte, als Symbol für die friedenstiftende Kommunikation in unserer Kirche.